Maschinenrichtlinie CE Kennzeichnung - Risikobewertung Teil 5
Welche Grundsätze gelten für die Gewährleistung der Sicherheitsanforderungen?
1. Die gesetzliche Nachweispflicht
Jeder Produkthersteller / lnverkehrbringer muss die Einhaltung der EG-Sicherheitsanforderungen selbst prüfen und bescheinigen.
2. Gesetzliche Verantwortung
Jeder Produkthersteller / lnverkehrbringer ist für die Anwendersicherheit seines Produktes über den gesamten Lebenszyklus des Produktes verantwortlich.
Wie wird eine Risikobeurteilung inhaltlich aufgebaut?
Inhalte Teil 1:
- Darstellung des Modularisierungsprinzips zur Maschine
- Vorgehensweise zur Identifizierung von Gefährdungen
- Gefährdungslisten und Methoden der Risikominderung
Inhalte Teil 2:
- Beschreibung der Maschine/Baugruppen (Aufbau und Funktion)
- Definition der Grenzen der Maschine (technische Spezifikation, Schnittstelle, eingesetzte Betriebs- und Gefahrstoffe usw.)
- Bestimmungsgemäße Verwendung
- Verantwortlichkeiten, Historie bekannter Vorfälle, Auswertung und Maßnahmen
Inhalte Teil 3:
- Identifizierung der Einzelgefährdungen
- Risikoanalysen und -bewertungen der Einzelgefährdungen einschließlich Maßnahmen zur hinreichenden Risikominderung
- Prüf- und Erledigungsvermerke
Wie erfolgt eine Risikobeurteilung?
1. Festlegung der Grenzen einer Maschine
Darunter versteht man Verwendungsgrenzen wie z. B. Kurzbeschreibung der Funktionsweise, bestimmungsgemäße Verwendung, vorhersehbare Fehlanwendung, Leistungsgrenzen, Verwender oder Zielgruppe, Qualifikation Hinzu kommen räumliche Grenzen wie z. B. Bewegungsraum der Maschine,Platzbedarf für Bediener, Wartungskräfte etc., Schnittstellen Mensch / Maschine, Schnittstellen Maschine / Energieversorgung. Zeitliche Grenzen stellen z. B. die Lebensdauer der Maschine, Werkzeuge, und Verschleißteile dar. Weitere Grenzen bestehen durch die Arbeitsumgebung der Maschine (z. B. Temperatur, Staub, Feuchtigkeit etc.), Gefahrstoffe, Materialeigenschaften.
2. Identifizierung der Gefährdungen
Wie werden Gefährdungsmöglichkeiten identifiziert?
Hierbei werden Gefahren, Gefahrenstellen und die Lebensphasen/Aufgabenkategorien, in denen Gefahrensituationen entstehen können, ermittelt. Lebensphasen können z. B. sein: Transport, Montage, Aufstellung und Installation. Aufgabenkategorien können zum Beispiel sein: Einrichten, Programmieren, automatischer Betrieb und Wartung.
Was versteht man unter Risikoeinschätzung?
Die Risikoeinschätzung ist eine Funktion aus Schadensausmaß und Eintrittswahrscheinlichkeit.
Welche Risikoelemente werden zur Ermittlung der Risikokennzahl verwendet?
S - Schadensausmaß
A - Gefährdungsexposition einer Person/von Personen (Aufenthaltsdauer im Gefahrenbereich)
E - Eintrittserwartung eines Gefährdungsereignisses
M - Technische und menschliche Möglichkeiten zur Vermeidung oder Begrenzung des Schadens
X - Menge der gefährdeten Personen
Wie erfolgt eine Risikobewertung?
Eine Risikobewertung erfolgt im Hinblick auf die Sicherheitsanforderungen. Sie dient zur Entscheidung darüber, ob das Risiko hinreichend gemindert wurde bzw. welche Maßnahmen zur Risikominderung erforderlich sind. Gegebenenfalls müssen in einem iterativen bzw. schrittweise und wiederholt durchzuführenden Prozess weitere Maßnahmen zur Risikominderung durchgeführt und die Risikobeurteilung erneut durchlaufen werden.
Aus welchen Inhalten setzt sich eine Risikobeurteilung zusammen?
Inhalte Teil1:
- Darstellung des Modularisierungsprinzips zur Maschine
- Vorgehensweise zur Identifizierung von Gefährdungen
- Gefährdungslisten und Methoden zur Risikominderung
Inhalte Teil2:
- Beschreibung der Maschine/Baugruppen (Aufbau und Funktion)
- Definition der Grenzen der Maschine (technische Spezifikation, Schnittstellen, eingesetzte Betriebs- u. Gefahrstoffe usw.)
- Bestimmungsgemäße Verwendung Verantwortlichkeiten, Historie bekannter Vorfälle, Auswertung und Maßnahmen
Inhalte Teil 3:
- Identifizierung der Einzelgefährdung
- Risikoanalysen und -bewertungen der Einzelgefährdungen einschließlich Maßnahmen zur hinreichenden Risikominderung
- Prüf- und Erledigungsvermerke
Was versteht man bei der Risikobeurteilung unter dem „3-Schritt-Verfahren“?
Jedes erkannte Risiko muss in jedem Einzelfall durch die Anwendung des 3-Schritt-Verfahrens vermindert werden.
Welche Maßnahmen können zur Risikominderung getroffen werden?
Hier gibt es mehrere Möglichkeiten:
- konstruktive Maßnahmen auf der Basis von Typ-B- oder Typ-C-Normen
- Erkenntnisstandverbesserung durch Anwendung weiterer technischer Dokumente (Stand der Technik)
- Einsatz weniger gefährlicher Materialien oder Stoffe
- Anwendung ergonomischer Grundsätze
- Technische Schutzmaßnahmen wie z. B. Nothalt, Lichtschranken
- Benutzerinformationen hinsichtlich des Restrisikos wie z. B. Beschreibung des Arbeitsverfahrens, Warnhinweise, Beschreibung der persönlichen Schutzausrüstung
Wann gilt eine hinreichende Risikominderung als erreicht?
Wenn:
- alle Betriebsbedingungen und Eingriffsmöglichkeiten berücksichtigt wurden.
- Gefährdungen beseitigt und Risiken vermindert wurden.
- neue Gefährdungen infolge angewendeter Schutzmaßnahmen berücksichtigt wurden.
- Benutzer über Restrisiken informiert und gewarnt wurden.
- die Schutzmaßnahmen miteinander vereinbar sind.
- Folgen berücksichtigt wurden, die sich aus dem Gebrauch der Maschine im nicht gewerblichen Bereich ergeben.
- die Schutzmaßnahmen die Arbeitsbedingungen und Benutzerfreundlichkeit bzw. Gebrauchstauglichkeit der Maschine nicht negativ beeinflussen.
Wie können im Risikobewertungsverfahren Risiken mit denen ähnlicher Maschinen verglichen werden?
Wenn:
- die vergleichbare Maschine den relevanten Normen entspricht.
- die bestimmungsgemäße Verwendung und mögliche Fehlanwendung sowie die Art der Konstruktion und Herstellung vergleichbar sind.
- die Gefährdungen und Risikoelemente vergleichbar sind.
- die technischen Spezifikationen vergleichbar sind.
- die Einsatzbedingungen vergleichbar sind.
Was ist eine Risikoprioritätszahl?
Die Risikoprioritätszahl wird im Rahmen einer Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse (FMEA)-Untersuchung ermittelt. Man listet Fehler am System, Produkt oder Prozess auf und bewertet deren Bedeutung, Auftritts- und Entdeckungswahrscheinlichkeit mit Zahlenwerten zwischen 1 und 10. Die Risikoprioritätszahl erhält man nun, indem die vergebenen Zahlenwerte miteinander multipliziert werden.
Was ist ein Risikograf?
Beim Risikografen handelt es sich um ein quantitatives Verfahren zur Risikobeurteilung mit Hilfe von Faktoren zur Bestimmung der Risikoprioritätszahl.
Wie erfolgt eine Risikobewertung nach Anforderungsvorlagen?
Hierzu wird folgendes Verfahren durchgeführt:
- Zunächst erfolgt die Analyse der anwendbaren Normen.
- Ein Spezialist extrahiert die normativen Anforderungen.
- Alle normativen Anforderungen werden in einem übersichtlichen und leicht handhabbaren Anforderungskatalog zusammengestellt.
- Auf Basis des Anforderungskataloges wird eine Risikobeurteilungsvorlage aufgebaut.
- Der Anforderungskatalog wird vom Konstrukteur abgearbeitet.
Was versteht man unter „Performance Level“ „Erforderlicher Performance Level“ und „Erreichter Performance Level“?
- Der Performance Level charakterisiert die Fähigkeit sicherheitsbezogener Teile der Steuerung, eine Sicherheitsfunktion unter vorhersehbaren Bedingungen auszuführen.
- Der erforderliche Performance Level ist das Ergebnis der Risikobeurteilung hinsichtlich Anteil der Risikominderung durch sicherheitsbezogene Teile der Steuerung. Er muss für jede gewählte Sicherheitsfunktion, die durch ein sicherheitsbezogenes Bauteil einer Steuerung ausgewählt wird, festgelegt und dokumentiert werden.
- Der erreichte Performance Level ist das Ergebnis der Ausbildung eines Steuerungssystems, die Sicherheitsfunktion hinreichend zuverlässig ausführen zu können.
Welche Risikofaktoren sind nach DIN EN ISO 13849-1 zu bestimmen?
S- Schwere der Verletzung | S1 leichte Verletzung S2 schwere Verletzung |
F- Häufigkeit und/oder Dauer der Gefährdungsexposition | F1 selten bis weniger häufig F2 häufig bis dauernd |
P- Möglichkeit zur Gefahrenvermeidung | P1 möglich unter bestimmten Bedingungen P2 kaum möglich |